Pflasterer

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Pflasterer oder d' Liab, Niederbayern.

Ausgangsstellung

Tänzer und Tänzerin gegenüber, Tänzerin nach außen (?), Zeigefinger der rechten Hände eingehakelt.

Tanzbeschreibung

Teil I

Takt 1: Die gefassten Hände in Tanzrichtung schwingen.

Takt 2: Ebenso gegen die Tanzrichtung.

Takt 3: Wie T. 1-2, aber doppelt so schnell.

Takt 4: Wie T. 1-2, aber doppelt so schnell.

Takt 5-8: Wie T. 1-4.

Teil II

Gewöhnliche Tanzfassung zueinander.

Takt 9: Sich einander zuwenden.

Takt 10: Die rechten Wangen aneinander reiben.

Takt 11-12: Die linken Wangen aneinander reiben.

Teil III

Schottisch-Rundtanz (Polka)

"Ach du schöne, erfahrungsreiche Zeit!"

Wolfgang A. Mayers Tagebuchbericht über den Weg zum Pflasterer, entnommen aus Sänger- und Musikantenzeitung 45/5, 2002.

Im November 1984 konnte Wolfi Mayer erstmals den Pfasterer aufzeichnen, der ihm zwar als Tanz immer wieder in alten Tanzmusikbüchern begegnet war, den ihm aber bis dahin noch nie jemand vortanzen hatte können. ln seinem Forschungstagebuch berichtet er über den Weg zum Pfasterer. Der kurze Text vermittelt einen exemplarischen Eindruck davon, was 'Feldforschung' für Mayer bedeutet.

Zum Zusammenhang: In Winzer (Ndb.) ist Mayer während der Befragung des 70-jährigen Musikers Georg Eckl auf ein Musikantenbuch mit 'Vorgeig'-Tänzen gestoßen, in dem unter anderem auch der Pfasterer zu finden gewesen ist. Eckl hat ihm im Gespräch von seinem entfernten Verwandten Alfons Eder berichtet, der den Tanz wohl noch vormachen könne. Mayer will Eder tags darauf aufsuchen:

Freitag, 9. 11. 1984

Um 9.00 Uhr telefoniere ich nach Taiding, ob der Eder Alfons da ist. [...] Die Frau ist am Telefon und macht wenig Hoffnung, weil die Zimmerleute für das neue Haus gerade da wären. Doch als dann der Eder Alfons persönlich dran ist, er auf mein Vorsingen die Melodie kennt und angeblich auch die Tanzform weiß, red'ich ihm so lange zu, bis er trotz Handwerker eine Viertelstunde übrig hat für mich. Er ist auch ein begeisterter Tänzer und eigentlich verstehen wir uns gleich von Anfang an.

So schnell wie möglich mach' ich mich auf den Weg (12 km, 3 Std.). Leider gerade in die entgegengesetzte Richtung von Niederaltaich, wo ich ja am Abend irgendwie ankommen soll [Anm.: ln Niederaltaich beginnt am selben Abend das 11. niederbayerische Herbstreffen des Bayerischen Landesvereins, zu dessen Vorbereitung Mayer unterwegs ist]. Aber der Tag ist sonnig, spätherbstwarm und das Gehen ist die reinste Freid! Bei Bergham pfück' ich mir herrliche, rote, frische, saftige Waldäpfel, die reichen mir bis hinüber über die Autobahn. Dann geh ich quer über die abgeernteten Felder und Schollen. Bei Würzing empfangen mich an einem Hof mindestens 10 Dackel und 1 Pudel, aber ich entkomm' ihnen. Von Poppenberg sieht man weit aus, obwohl es schon wieder ein bißl diesig wird. Kurz vorher bei Rothedem am Hang hab'ich mir noch eine kleine Mittagspause gegönnt und meine Haxen in der Sonne ausgestreckt mit weitem Blick und heißem Tee im Haferl. Ich war einfach glücklích in diesem Waldland sein zu dürfen!

Um 3 - 1/2 4 bin ich dann in Taiding und gerade fährt ein Bauer mit dem Traktor aus der Toreinfahrt Richtung Schöllnach. Ich mag ihn nicht aufhalten, aber wie sich herausstellt, war es wirklich mein Alfons Eder. So warte ich halt am Bau, schau den Zimmerleuten zu [...]. Ich bin schon wieder ganz trocken (am Buckl, vom Naßgeschwitzten), als der Eder endlich mit einer langen Leiter kommt. Wir gehen auch gleich in die Küche, wo er sofort das Tanzen anfängt und mich (als Tänzerin) sauber rumlaßt. Selbst die Wangen reibt er ohne Wimperzucken an mir, weil das halt zum 'Pfasterer' g'hört. An 'Voglhupfauf' tanzt er noch und an Kreuzpolka und mit leidenschaftlicher Bewegung an 'Münchener Polka' (Foxtrott!). Vom 'Dreher' weiß er noch, dass er mit dem rechten Fuß abgetreten gehört (er tritt ihn aber links ab!), da erscheint schon seine Frau: 'Mei Mo, mir brauchatn di doch so dringend!', und ich kann nicht einmal mehr meine Aufzeichnungen niederschreiben, bevor ich wieder aus dem Hause bin. Es tut ihm ja von Herzen leid und ich soll unbedingt im Winter wiederkommen.

Ich such' mir eine einsame Telegraphenstange als Unterlage, wo ich die Tänze aufschreibe, und eile dann auf schnellstem Weg Richtung Niederaltaich. [...] Ach du schöne, erfahrungsreiche Zeit!

Anmerkung: 1) Mayer, Wolfgang A.: "Bei die 'Normal Boarischen' mag i scho mittoa, aber die so richti 'übern Fuaß' genga, da werds kriminelll" in: E. Zachmaier, E. und M. Schusser (Hgg.): Kurt Becher zum 70. Geburtstag. Beiträge zur Volksmusik und -pflege in Bayern. Stein bei Nürnberg, Bruckmühl 1984, 142ff.

Laut Mayer soll die schwingende Bewegung der Hände das Festklopfen der Pflastersteine beim Verlegen andeuten.

Quellen

  • Sänger- und Musikantenzeitung 45/5, 2002

Noten