Schwälmer
Tanz aus der Schwalm in Nordhessen
Ausgangsstellung
Die Tänzerin steht, die Hände in die Hüfte gestützt, vor dem Tänzer auf der Kreislinie .
Tanzbeschreibung
(Deutsche Volkstänze)
Takt 1-8: Der Tänzer tanzt mit Schrittwechselschritten und Klötchen (lautes Aneinanderschlagen der Absätze) unter taktmäßigem Händeklatschen hinter seiner Tänzerin her, die sich, gleichfalls mit Schrittwechselschritten, rechts drehend langsam vorwärts bewegt.
Takt 9-16: Dann reicht der Tänzer seiner Tänzerin den rechten Zeigefinger oder das dafür bestimmte Taschentuch mit eingenähten Erbsen. Während sie sich unter seiner erhobenen Hand weiter dreht, folgt er mit Schrittwechselschritten wie im ersten Teil.
Takt 17-24: Er legt seine Hände um ihre Hüfte, sie ihre auf seine Oberarme (oder gewöhnliche Fassung). Er hüpft zuerst auf dem linken Bein um sich selbst herum; dabei bleibt das rechte Bein gestreckt, vor dem die Tänzerin dann in einfachen Laufschritten herläuft. Zum Schluss stampft der Tänzer fest mit dem rechten Fuß auf, um den Schwung aufzufangen.
Takt 17-24 Wdh: Dasselbe umgekehrt: Auf dem rechten Bein rechts herum hüpfen, dabei das linke Bein strecken und zum Schluss mit dem linken Fuß stampfen.
Takt 25-32: Gegenüberstellung, Zweihandfassung: Zisseler, d. i. Schrittwechselschritt, Tänzer vorwärts, Tänzerin rückwärts unter Schwingen der Arme. Der Tänzer stampft dabei und ruft bisweilen: ”Tschuh!”
Takt 25-32 Wdh: Dasselbe umgekehrt mit einer halben Drehung, sodass der Tänzer rückwärts und die Tänzerin vorwärts in die Tanzrichtung geht.
Takt 1-16: Beide tanzen in kleinen gestampften Nachstellschritten, mit den Außenfüßen beginnend, im Kreise, das Innenbein leicht gesteift.
Dann beginnt der Tanz von neuem, während die Musik weiterspielt. Der ins Ohr fallende Rhythmus ist allein maßgebend.
Zum Tanz
Der Schwälmer, der eigentliche Nationaltanz auf der Schwalm, dürfte mindestens 200 Jahre alt sein und hat sich bis heut erhalten. Früher wurde auf jedem Dorfe nach einer besonderen Weise getanzt. Johannes Lewalter hat sie 1903 gesammelt und als ”Schwälmer Tänze” herausgegeben. Heute hat sich die erste der beiden angegebenen Weisen - mit kleinen Abweichungen besonders in Wiera und Speckswinkel - als Melodie zum Schwälmer durchgesetzt. Daneben war noch die zweite Weise gebräuchlich und zwar, wenn die "Köcheräje" (Küchenreigen) getanzt wurden, d. h. die drei Ehrentänze für die üblichen 6 Platzburschen, in deren Familien die Musiker verpflegt wurden.
Der Schwälmer, auch der ”Dolle” oder ”Wille” = Wilde genannt, wird außerordentlich schnell getanzt und ist daher sehr anstrengend, so daß zu ihm nur einigemal während des Tanzes aufgespielt wird. Dann aber bildet er den Höhepunkt festlicher Freude. Die alte, oben beschriebene Form beherrschen heute nicht mehr alle Schwälmer; zu einzigartig schöner Wirkung kommt sie durch die stolze, bunte Trachten, wie dies etwa Bantzer auf seinem berühmt gewordenen Gemälde "Schwälmertanz" festgehalten hat. Auch ist das bei älteren Leuten noch vorhandene Verständnis für den psychologischen Aufbau des Tanzes, wie es in obiger Fassung zum Ausdruck kommt, vielfach schon verloren gegangen; eine Willkür in der Reihenfolge der einzelnen Teile ist infolgedessen eingerissen. - Der Schlußsatz der Weise b besteht aus drei Takttriolen; auf diese überaus seltene Form sei nachdrücklich hingewiesen.
Die Tänze auf der Schwalm zeichnete Hans v. d. Au im Sommer 1931 daselbst auf. Kunstmaler Karl Mons und Johannes Lewalter haben sie durchgesehen.
Quellen
- Deutsche Volkstänze 11/12: Hessische Volkstänze 2. Teil
- Schön goden Dag, Herbert Oetke
- Volkstänze (Gertrud Meyer)
- Volkstänze aus deutschen und österreichischen Landschaften
Noten
CD
Videos
Der Schwälmer beginnt bei Minute 5:45.