Tanzerinnerungen in Klosterneuburg

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Gerda Hartl

Gerda Hartl.jpg

In den Klosterneuburger Nachrichten Nr. 28/1988 las ich, Franz Fuchs, den seitlich eingefügten Artikel meiner Kundin Gerda Hartl über Erinnerungen an ihre Tanzschulzeit. Ich fragte sie im Juli 1988 persönlich darüber. Sie erzählte gern über ihre Kindheit und Jugend, versuchte auch, die Tänze vorzutanzen, was wegen ihres Alters nur mehr teilweise gelang.

Frau Hartl, geb. 1910, wohnte damals in der Lothringerstraße in der Stadt Klosterneuburg. Sie ging von 1920 bis 1924 in die Kindertanzstunde bei Tanzmeister Harant, ein privates Tanzinstitut im Privathaus in der Steinwandgasse. Der große Saal war zum Tanz ausgeräumt, die Musik kam vom Grammophon. Nachmittag waren etwa 20 Mädchen da, am Abend kamen dann Paare ab 14 Jahren. Gerda Hartl war immer der Herr, bekam immer die selbe Tanzpartnerin, wurde anschließend immer von der Mutter abgeholt.

Getanzt wurden:

  • Polonaise und Quadrille: Trennen und Treffen wie beim Opernball.
  • Galopp: beliebtester Tanz, da einfach, nur Seitgalopp.
  • Polka Mazur: ein Drehtanz ähnlich dem Walzer, gehüpft mit Mazurkaschritten.
  • Washington Post: Rheinländerfassung, Dame vorn:
Hacke-Spitze-Wechselschritt rechts,
Hacke-Spitze-Wechselschritt links,
Wiederholung,
Eine Umdrehung gemeinsam in gleicher Haltung.
  • Walzer: rechts und auch links herum, zur Musik Badner Madln usw.
  • Menuett: Gehen – Verbeugung – Knicks.
  • Ungarisch Schottisch: Melodie in Moll, Kreuzfassung rechts über links, Schritte gehüpft, Beschreibung nur ungefähr:
Re-li-re-li-Schottischtritt rechts (Herr),
Drehung,
Li-re-li-re-Schottischtritt links,
Drehung
  • Rheinländer: nur Rundtanz in bäuerlicher Art.
  • Neubayrisch.

Mit 15 Jahren, also 1925, ging Frau Hartl zu Tanzmeister Turek, der auch etwas später Tanzlehrer meiner Mutter war, und bei dem auch ich noch 1953 im katholischen Vereinsheim Schiefergarten die ersten Tanzschritte lernte.

Soweit ich weiß, lehrte Tanzmeister Turek nicht nur in Klosterneuburg, sondern auch in anderen Orten. Ich würde ihn daher als "reisenden Tanzlehrer" bezeichnen.

Tanzmeister Turek lehrte nicht nur die üblichen Gesellschaftstänze, wie Walzer, Galopp, Foxtrott, English Waltz, Tango, sondern auch Neubayrisch, Jägermarsch, Ungarisch Schottisch, Rheinländer, also Tänze, die wir heute als Volkstänze bezeichnen.

Grete Mehl

Frau Mehl hat 1923 bis 1924 im Mädchenlyzeum Volkstänze im Turnunterricht getanzt, da Geräteturnen nicht für Mädchen passt. Strohschneider und andere Tänze

Im Christlich-Deutschen Turnverein hat sie dann nur Gesellschaftstänze getanzt, wie Polka, Walzer, Rheinländer, Neubayrisch, Galopp, Marsch, aber keine "modernen" Tänze (Jimmy oder Foxtrott waren dort verboten). Bis 12 Uhr wurde im Turngewand getanzt, ab 12 Uhr im Kleid.

Quellen

  • Aufzeichnungen von Franz Fuchs
  • Befragung von Gerda Hartl (1988) und Grete Mehl (1989)