Woaf
Weifentanz, Webertanz (Schönhengstgau, Sudetenland)
Das Wort Woaf leitet sich von Weife ab, ein anderer Ausdruck für Haspel, das Gerät, auf dem gesponnenes Garn aufgewickelt wurde. Die drehende Bewegung der Haspel spiegelt sich in dem Tanzteil wider, wo die Tänzerin den Tänzer umrundet.
Ausgangsstellung
Der Tänzer steht hinter seiner Partnerin, beide blicken in die Tanzrichtung. Er fasst ihre gleichnamigen Hände, die sie ihm über ihre Schultern nach hinten entgegen reicht.
Tanzbeschreibung
Takt 1: Tänzer und Tänzerin schreiten (links beginnend) auf das erste Viertel schräg vorwärts links aus und stellen den rechten Fuß auf das zweite Viertel unbelastet bei (Nachführschritt). Während der Tänzer sich dabei nur wenig nach links wendet, dreht er seine Partnerin etwas stärker nach links.
Takt 2: Beide machen, rechts ausschreitend, den gegengleichen Nachführschritt, also schräg rechts vorwärts. Der sich nun leicht rechts wendende Tänzer dreht seine Partnerin etwas stärker als sich selbst nach rechts.
Takt 3 - 4: Die Takte eins und zwei werden wiederholt.
Takt 5 - 8: Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin nahezu eine halbe Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn) und führt sie, die das Umtanzen ihres Partners mit kleinen Gehschritten vollführt, bei erhobenen Händen an seiner rechten Seite vorbei, hinter sich herum an seine linke Seite. Danach gelangt die Tänzerin durch eine ganze Rechtsdrehung (im Uhrzeigersinn) wieder zur Ausgangsstellung vor ihren Partner. Der Tänzer geht während dieser vier Takte mit kurzen Nachführschritten vorwärts.
Zweite Variante (Nachstellschritt)
Takt 1: Tänzer und Tänzerin wenden sich etwas nach links, schreiten (links beginnend) auf das erste Viertel schräg links vorwärts aus und stellen den rechten Fuß auf das zweite Viertel belastet bei (Nachstellschritt).
Takt 2: Tänzer und Tänzerin schreiten auf das 1. Viertel noch einmal schräg vorwärts links aus und stellen den rechten Fuß auf das 2. Viertel unbelastet bei (Nachführschritt).
Takt 3 - 4: Nun wenden sich beide ebenso nach rechts und machen, rechts beginnend, einen Nachstellschritt und einen Nachführschritt schräg rechts vorwärts.
Takt 5 - 8: Wie Takt fünf bis acht in der Form aus dem Schönhengstgau.
- Herbert Lager behauptete, diese Version sei aus nationalistischen Gründen (pathetischer Tanz um die Fahne) in der Zwischenkriegszeit geschaffen worden. Ich meine, ähnliche Formen gibt es auch anderswo, etwa in Niederösterreich (Steirischer Landler). Möglicherweise wurde die Version nur aus den von Lager angeführten Gründen bevorzugt.
Dritte Variante (Rheinländer)
Takt 1 - 4: Ausführung (Nachstell- und Nachführschritte) wie in der ersten Variante.
Takt 5 - 6: Der Tänzer dreht seine Partnerin cirka eine Achteldrehung nach links und blickt ihr über ihre Schulter ins Gesicht. Dann dreht er sie zurück und weiter ebenso nach rechts und blickt über ihre rechte Schulter in ihr Gesicht.
Takt 7 - 8: Danach löst der Tänzer die Fassung seiner linken Hand, hebt seine Rechte und dreht die Tänzerin einmal nach links (gegen den Uhrzeigersinn) und nimmt wieder Ausgangsstellung ein. Der Tänzer geht während dieser vier Takte mit kurzen Nachführschritten vorwärts.
Vierte Variante (Walgen)
Takt 1 - 4: Ausführung (Nachstell- und Nachführschritte) wie in der ersten Variante.
Takt 5: Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin eine halbe Umdrehung nach links (gegen den Uhrzeigersinn) und lässt die Hände oben. Die Tänzerin blickt jetzt gegen die Tanzrichtung.
Takt 6 - 7: Nun dreht sich der Tänzer eine ganze Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn).
Takt 8: Der Tänzer dreht seine Partnerin mit einer weiteren halben Drehung nach links wieder zur Tanzrichtung und senkt die gefassten Hände über ihre Schultern.
Fünfte Variante (Kniefall)
Takt 1 - 4: Ausführung (Nachstell- und Nachführschritte) wie in der ersten Variante.
Takt 5 - 8: Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin, sich langsam auf sein rechtes Knie niederlassend, nahezu eine halbe Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn). Er führt sie, die das Umtanzen ihres Partners mit kleinen Gehschritten vollführt, an seiner rechten Seite vorbei, hinter sich herum an seine linke Seite. Sich wieder erhebend dreht der Tänzer seine Partnerin mit einer ganzen Rechtsdrehung (im Uhrzeigersinn) wieder zur Ausgangsstellung vor sich.
Sechste Variante (Wechseltanz im Kreis)
Aufstellung paarweise, durchgefasst im Kreis, die leicht hängenden Arme schwingen im Takt leicht mit.
Takt 1: alle schreiten links seitwärts aus und stellen den rechten Fuß auf das dritte Viertel bei (Nachstellschritt).
Takt 2: alle schreiten links seitwärts aus und stellen den rechten Fuß auf das dritte Viertel unbelastet bei (Nachführschritt).
Takt 3 - 4: Wie Takt 1-2, jedoch nach rechts seitwärts.
Takt 5 - 6: Wie Takt 1-2, jedoch vorwärts zur Kreismitte.
Takt 7 - 8: Wie Takt 5-6, jedoch rückwärts zum ursprünglichen Platz.
Takt 9 - 12: Wie Takt 1-4, rechts seitwärts, dann links seitwärts.
Takt 13: Ein Nachführschritt vorwärts zur Kreismitte.
Takt 14: Ein Nachführschritt rückwärts zum ursprünglichen Platz.
Takt 15 - 16: Der Tänzer tanzt zwei Nachstellschritte fast am Platz und dreht gleichzeitig mit seiner rechten Hand die rechte Tänzerin mit vier Schritten vor sich an seine linke Seite (Platzwechsel). Dann wieder durchfassen zum Kreis.
Quellen
- „Schönhengster Volkstänze“, gesammelt und herausgegeben von den Älteren des Wandervogels, Mährisch-Trübau 1928.
- "Steirisch Tanzen", Volkstanzmappe Fritz Frank, Arge Volkstanz Steiermark 2008
- Herbert Lager: Österreichische Tänze, 2. Teil. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1969, S. 25.
- www.Volkstanzkreis-Freising.de
- Übertragen von Volksmusik und Volkstanz im Alpenland
Noten
CD
MP3-Datei
- Hier ist eine MP3-Datei von der "Egerländer Gmoi z' Hungen" abrufbar.
Liedtexte
Auf der Seite "Tanzlied Woaf" ist ein Tanzlied zu diesem Tanz angeführt.