Schwabentanz aus Texing
Texing im Pielachtal, NÖ
Ausgangsstellung
Bei kleinen Tanzunterhaltungen am Bauernhof sammelten sich 5 bis maximal 10 Paare in der Stube. Alle saßen verstreut im Raum, nur der Vortänzer nicht.
Tanzbeschreibung
Erstes Durchspiel
Melodie I (2/4-Takt): Der Vortänzer sucht sich eine Tänzerin, nimmt mit seiner rechten ihre linke Hand und geht mit ihr singend im Uhrzeigersinn (gegen die übliche Tanzrichtung) auf der Tanzfläche herum. Während des Singens sucht sich die Tänzerin einen Tänzer aus, der sich hinten anhängt. Alle Tanzenden singen das Tanzlied I.
Mir tånzn jetzt den Schwåbntanz, mir tanzn jetzt den Schwåbn. Mir san nu net ållsåmt beinånd, mir miaßn nu oans (oan) håbn. Wås hinter uns jetzt nocha tånzt, des nimmt des åndre bei der Hånd.
Melodie II (3/4-Takt): Der Vortänzer hebt seine rechte Hand und dreht sich unter den gefassten Händen einmal nach rechts durch. Anschließend geht er mit Gehschritten im Uhrzeigersinn weiter und durch das Tor zwischen seiner Tänzerin und dem angehängten Tänzer durch. Es entsteht eine Art Spirale, man singt dabei das Tanzlied II. Es wird so lange gesungen, bis die Figur fertig ist. Anschließend geht die Kette im Tanzkreis im Uhrzeigersinn weiter.
Daritadato, d' Schwåbntånza sand do, wåuns wieda amoi kemman, dånn schlågn mas recht å.
Zweites Durchspiel
Melodie I (2/4-Takt): Beim nächsten Durchspiel hängt sich eine neu ausgesuchte Tänzerin an.
Melodie II (3/4-Takt): Der Vortänzer hebt seine rechte Hand und dreht sich unter den gefassten Händen einmal nach rechts durch. Anschließend läuft er im Uhrzeigersinn durch das Tor zwischen seiner Tänzerin und dem angehängten Tänzer durch. Bei der nächsten Runde läuft er beim nächsten Tor durch (zwischen 2. Tänzer und 2. Tänzerin). Anschließend bewegt sich die Kette im Tanzkreis im Uhrzeigersinn weiter.
Weitere Durchspiele
Dieser Vorgang wird nach jedem neuen Durchspiel um eine Runde erweitert. Das Tanzlied im 3/4-Takt wird jedes Mal so lange wiederholt, bis sich alle in der Kette im Tanzkreis befinden.
Letztes Durchspiel
Wenn alle Tanzenden integriert sind, beginnt das letzte Durchspiel. Dazu wird ein beliebiger Marsch gespielt.
Alle befinden sich nun in einem großen, nicht geschlossenen Kreis. Jetzt wird am Ende der Kette ein vorher vom Vortänzer dazu eingeteilter zweiter Vortänzer dazu genommen.
Die Tanzkette beginnt, sich an beiden Enden einzudrehen. Am rechten Ende dreht sich der erste Vortänzer unter seiner rechten Hand durch und läuft dann durch das Tor zwischen 1. Tänzerin und 2. Tänzer (Bewegung wie beim zweiten Durchspiel). Am linken Ende bewegt der zweite Vortänzer die Kette genau spiegelbildlich.
Am Ende dieser Figur wird die Person in der Mitte der Kette nicht mehr in den Spirallauf eingegliedert. Auf der anderen Seite treffen beide Vortänzer zusammen und bilden so einen Kreis.
Ausklang
Alle Tanzenden gehen gegen die Tanzrichtung mit Handfassung im Kreis und singen, nur der erste Vortänzer löst die Fassung und bewegt sich innerhalb des Kreises in die Gegenrichtung.
Grünes Grås, grünes Grås unter deinen Füßen, hast verloren, woaßt net wås, suchen wirst du's müssen. Bleibt ein wenig stille stehen, ja stille stehn und oani (oana) muaß da gfålln.
Er sucht nun eine Tänzerin aus, Umarmung und kurzer Walzer. Jetzt scheidet jener, der gesucht hat, aus und nun beginnt das Spiel mit der Tänzerin in der Mitte von vorne, sie sucht wieder einen Tänzer und so fort.
Dieses Tanzspiel wird nicht bis zum letzten Tanzenden durchgespielt, sondern abgebrochen, wenn nur mehr 3 bis 4 Personen auf der Tanzfläche sind. Diese werden mit einem Besen verjagt (außi g'stampert).
Zum Tanz
Ludwig Berghold schreibt: Um das Jahr 1981 wurde Herrn Konrad Hackner ein Schwabentanz von seinem Göd Leopold Schakerl, geb. 1911 in Texing, mitgeteilt. Dieser hat den Tanz von seinem Vater Peter Schakerl, geb. 1879 in Texing überliefert bekommen. Dessen Vater ist in Schwarzenbach geboren.
Man nimmt daher an, dass der Tanz bereits weit vor dem 1. Weltkrieg existiert haben muss. Leopold Schakerl hat ihn bei geselligen Unterhaltungen (z.B. Dreschertanz, öfter mit Maschkara, selten bei Hochzeiten) selbst praktiziert. Der Schwabentanz wurde bei verschiedenen kleinen Tanzgelegenheiten in Texing und im Pielachtal zwischen 1928 und 1938 gepflegt. Nach dem 2. Weltkrieg war er in der Unterhaltungsszene nicht mehr zu finden.
Der Tanz wurde nie ohne instrumentale Begleitung getanzt, die Musik stammt ebenfalls vom Überlieferer. Konrad Hackner sang sie dem Musikanten Karl Stöckl aus Rabenstein vor, welcher sie niedergeschrieben hat. Bei der Ausarbeitung der Noten half Karl Hofstetter.
Quellen
- Überliefert von Konrad Hackner nach Mitteilung seines Göd Leopold Schakerl
- Aufgezeichnet von Ludwig Berghold am 21. April 2022
- Flugblatt, verfasst von Ludwig Berghold