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Version vom 15. Februar 2010, 20:03 Uhr
Über die Wanderung der Volkstänze
am Beispiel "Scheeßeler Windmüller"
von Arnold Bökel
In einem Dorf der Lüneburger Heide in Niedersachsen fand die Volkstanzsammlerin Anna Helms-Blasche in den Jahren um 1920 die Musik und die Tanzform eines Windmüller-Tanzes, den sie nach dem Fundort als "Scheeßeler Windmüller" in ihre Veröffentlichungen aufnahm. Windmüller gab und gibt es viele. Hans Joussen (Münster) ist den verschiedenen Windmüller-Tänzen in den sechziger Jahren einmal nachgegangen und hat insgesamt 50 verschiedene Formen gefunden. Auch in Schweden gibt es einen "Windmölledans". Und wenn man sich diesen genau ansieht, ist es der gleiche Tanz wie der Scheeßeler Windmüller, nur tanzen die Schweden ihn etwas langsamer. (Von diesem Windmölledans hat Walter Kögler eine Schallplatte herausgegeben.) Nun fragt man sich natürlich: Wie kommt es zu dieser Gleichheit in Form und Musik? Dazu erfuhr ich von meinem Schwiegervater Franz Pulmer, der sich auch mit der Erforschung der Volkstänze auseinander gesetzt hat, dass wohl in den zwanziger Jahren ein Heidemusiker, der viel in den Dörfern der Lüneburger Heide zum Tanz aufgespielt hatte, sich einem Zirkusorchester anschloss und mit diesem durch die Lande reiste, unter anderem auch nach Dänemark und Schweden. Dort in Stockholm hat der Musiker dann eine Frau gefunden, die ihn zum Bleiben veranlasste, so dass er dem Zirkusorchester ade sagte und in Stockholm sesshaft wurde. Natürlich hat dieser Musiker weiterhin Musik gemacht und wohl auch zum Tanz aufgespielt. Er spielte dann auch seinen Windmüller aus Scheeßel und lehrte die Tanzform, wie das früher bei unseren Heidmusikern üblich war. Dieser Tanz muss dort mit Begeisterung aufgenommen und weiter verbreitet worden sein, er erhielt die Bezeichnung "Windmölledans" und wurde somit zu einem "schwedischen" Volkstanz.
Quelle
- Flugblatt, erhalten von Hella Wald