Volkstanz im Internet 25: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 28. Oktober 2021, 16:02 Uhr

Februar 2021

Wir sind Volkstänzer, behaupten wir zumindest. Aber was bedeutet das Wort „Volkstanz“ eigentlich? Was steckt hinter diesem Begriff? Wer ist dieses „Volk“, das im Wort Volkstanz oder auch im Wort Volksmusik verherrlicht wird?

Ich meine, dieses Volk, das im Wort Volkstanz steckt, ist nichts ideologisch aufgewertetes Höheres, das in den lichten Höhen der edlen Alpenberge oder sonst wo weit entrückt von der städtischen Gemeinheit und Verbildetheit, weit weg vom Pöbel wohnt. Das Volk sind Menschen wie du und ich, im positiven und im negativen Sinn.

Manchmal wird immer noch behauptet, Volkstänze wären „uraltes“ Kulturgut, tradiert womöglich seit der Germanen- oder je nach Ideologie auch Keltenzeit. Je mehr ich mich mit Volkstanz und Volksmusik beschäftige, desto mehr erfahre ich im Internet, wie viele unserer geliebten Volkstänze eigentlich in mehr oder weniger ganz Europa verbreitete Gesellschaftstänze waren, wie viele unserer schönsten Volksmelodien eigentlich allgemein bekannte Melodien aus der Zeit um 1900 waren, heute würde man Schlager dazu sagen. Unsere beliebtesten Volkstänze waren weit überwiegend städtische Gesellschaftstänze, die sich in ländlichen Gebieten nur etwas länger gehalten haben als in der Stadt.

Ich habe etwa einen Marsch aus Oberösterreich aus der Sonnleithner-Sammlung von 1819 veröffentlicht. Nun sehe ich im Internet, die gleiche Melodie gibt es auch als March fra Napoleonstiden, also Marsch aus der Napoleonszeit, in Dänemark. Warum wohl?

Auf der Seite Alpenländische Volksmusik, Versuch einer Definition versuche ich, zu erklären, was ich unter Volkstanz verstehe. Und auf der Seite Wie spielt man alpenländische Volksmusik versuche ich das Gleiche für die Volksmusik. Bitte lesen Sie es dort nach.

Aber auch wenn ich das alles weiß, ich mag unsere Volkstänze, tanze sie gern, vermisse sie in der Corona-Zeit sehr. Musik und Tanz sind menschliche Grundnahrungsmittel. Das sind nicht nur Volkstanz und Volksmusik, aber sie gehören zu unserer Kultur auch dazu. Denn Volkstanz macht Spaß. Und auch diese Behauptung finden Sie auf meinen Seiten mehrfach.

Volkstanz und Corona

In diesem corona-bedingt fast tanzlosen Jahr war unsere Volkstanztätigkeit kaum möglich. Einige besonders tanzbegeisterte Volkstänzer fanden auch dafür diverse Auswege. Auf Dancilla Tanz in Corona-Zeit sind sie mit Videos und teilweise auch mit Tanzbeschreibung dokumentiert. Leider ist einiges davon vielleicht nur für die Mitglieder von Facebook anzusehen und daher kaum zu finden. Offensichtlich hält man das alles für kurzlebiger, als es leider ist.

Ich muss allerdings gestehen, mir gefallen die wenigsten dieser Tanzkonstruktionen. Ich mag eigentlich nicht solo oder nur mit einem Partner aus dem gleichen Haushalt tanzen. Linedance geht ja gerade noch, aber Volkstanz ist für mich Partnertanz, auch mit Partnerwechsel, ist aber vor allem ein gesellschaftliches Ereignis. Für mich ist jeder Gruppenabend ein Fest.

Gstanzln über Corona-Probleme zum Mitsingen findet man im Internet ebenfalls, etwa auf Dancilla Corona-Gstanzln. Und das gefällt mir wieder. Aber auch in Dancilla Gstanzln findet man unzählige davon für jede Lebenssituation. Die meisten davon sind von Lesern eingesandt, sie werden jeden Monat mehr, einige stammen auch von mir. Auch etliche nicht nur zweideutige, sondern schon eindeutige sind dabei, keines davon von mir, und dabei fiel mir auf, diese Gstanzln aus der untersten Lad wurden weit überwiegend von Usern mit Frauennamen eingesandt. Ich veröffentliche sie so, wie sie kommen, ich zensuriere nichts.

Nur ganz kurz zu Corona: Ich meine, jeder Mensch konstruiert sich seine eigene Wirklichkeit (u. A. [Paul Watzlawick]), und wenn die Wirklichkeit eines Menschen entsetzliche Angst vor Mitmenschen beinhalten würde, die ihn ja womöglich tatsächlich anstecken können, dann wäre das zwar so ein Konstrukt, es ist dann aber seine tatsächliche Wirklichkeit oder Wahrheit. Wird dieses Konstrukt Angst vor Mitmenschen aber unter Strafandrohung und mit Kriegsrhetorik von oben herab verbreitet, so ist das [schwarze Pädagogik] (nach [Alice Miller]). Und wenn es nicht wirkt – schwarze Pädagogik wirkt heute nicht einmal mehr bei Kindern – braucht es einfach mehr Lockdown, mehr Strafen, mehr desselben (Watzlawik). Denn jede andere Möglichkeit ist ja, wie man immer wieder hört, rechtsradikal – solche Aussagen verstehe ich beispielsweise unter Kriegsrhetorik. Dabei ist der Krieg gegen den Virus nicht zu gewinnen, wir werden mit dieser Bedrohung leben müssen. Vielleicht sollte man es mit etwas mehr Psychologen und Soziologen anstatt Virologen versuchen? Und vielleicht sollte man über dem Problem Corona nicht die vielen anderen unserer Probleme (Krebs, Depression und unzählige weitere) vergessen. Gegen alle diese Probleme hilft Lockdown und Angst vor Mitmenschen leider überhaupt nicht, verursacht sie vielleicht sogar.

Ich freue mich über Rückmeldungen, vor allem über Anregungen.

Franz Fuchs

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