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Eine Vielzahl von traditionellen- und Aufzeichnungs-Namen wird für diesen Tanz verwendet. | Eine Vielzahl von traditionellen- und Aufzeichnungs-Namen wird für diesen Tanz verwendet. | ||
Insbesondere in Salzburg ist ''Wickler'' mundartlich als Bezeichnung für konkrete derartige Tanzausführungen gebräuchlich. Davon ausgehend wurde der Name in der Volkstanzforschung für diesen Tanz empfohlen und verwendet, "da er nicht nur kennzeichnend, sondern auch 'farblos' ist, gleich einer technischen Bezeichnung" (Ernst Hamza: Der Ländler. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich ; 09, Band: 9, 1957, S. 46) und nicht an eine bestimmte Region gebunden wie etwa "Steirer". | Insbesondere in Salzburg ist ''Wickler'' mundartlich als Bezeichnung für konkrete derartige Tanzausführungen gebräuchlich. Davon ausgehend wurde der Name in der Volkstanzforschung für diesen Tanz empfohlen und verwendet, "da er nicht nur kennzeichnend, sondern auch 'farblos' ist, gleich einer technischen Bezeichnung" ([https://www.dancilla.com/PDF/HamzaDerLaendler.pdf Ernst Hamza: Der Ländler]. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich ; 09, Band: 9, 1957, S. 46) und nicht an eine bestimmte Region gebunden wie etwa "Steirer". | ||
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Version vom 23. Oktober 2017, 16:36 Uhr
Wickler ist ein Tanz, der in weiten Teilen Europas verbreitet ist, der durch seinen freien Ablauf und seine Anpassungsfähigkeit an verschiedenartige Musik allerdings von vielen als eine Vielzahl eigenständiger Tänze nach regionalen Gewährsleuten und Aufzeichnungen angesehen wird; diese sind in der Kategorie Wickler erfasst.
Tanzbeschreibung
Eine konkrete Tanzbeschreibung im Sinne einer Beschreibung von Figuren, deren Dauer und Abfolge, kann aufgrund der Natur dieses Tanzes nicht gegeben werden.
Wickler wird am Platz getanzt und vollgültig von einem einzelnen Paar ausgeführt. "Jedes Paar tanzt für sich allein und achtet wenig auf die anderen Paare. Lediglich durch die Musik ist ein gleichzeitiger Anfang und ein gleichzeitiges Ende gegeben." (Karl Horak: Die Tanzfamilie "Ländler". In: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes, 29/1980, S. 106) Gelegentlich kommen auch Dreiertänze vor.
Die Schritte sind, der Musik folgend, normale Gehschritte oder auch kleine federnde Laufschritte, ein Schritt pro Schlag der Musik, die meistens im 3/4-Takt ist, mit einem Tempo von etwa 88 bis 110 Schlägen pro Minute.
Durch das Tanzen am Platz um einen gemeinsamen Mittelpunkt und die Wahl der verschiedenen Handfassungen ergeben sich ineinander übergehende, auch schwierigere Armverschlingungsfiguren, bei denen sich die Tanzenden ein-, aus- und verwickeln, wobei dem Improvisationsvermögen der Tanzenden kaum Grenzen gesetzt sind.
Eine Vorstellung von den Möglichkeiten der improvisierenden Ausführung des Tanzes mögen die Beobachtungen der ersten Aufzeichner des Wicklers in Salzburg vermitteln:
"Wickler"
Aufgezeichnet von I. P. [Ilka Peter], 1946, in Ramseiden bei Saalfelden/Pinzgau; Tanzform mitgeteilt von Hans Wichenthaler, vulgo Schatzbichler in Ramseiden, geb. 1885, Tanzweise von Georg Schößwender, Wagnermeister und Musikant in Saalfelden.
Wenn man nach überlieferten Wicklermelodien Umfrage hielt, so bekam man - 1946 - die Auskunft, sie seinen "mehr wie eine Masur" gewesen. Und wenn damals ältere Leute erzählten, der Wickler habe mehrere Figuren gehabt, 4 bis 6 mindestens, und darunter sei das "Fensterl" gewesen, dann widersprachen dem ganz alte Leute geradezu leidenschaftlich. Sie erklärten, der "wirkliche" Wickler, wie sie ihn von Eltern, Großeltern etc. gelernt hätten, habe eigentlich keine oder fast keine Figuren gehabt: "Nur so an Art Umananda-Drahn war's!" Erst die "Jungen" hätten vielerorts Figuren aus dem Steirischen (Figurentanz), der damals im Pinzgau in Mode zu kommen begann, hineingebracht, das sei aber falsch! Und tatsächlich heben sich durch das ständige Ineinanderfliessen der Bewegungsabläufe bei beträchtlichem Tempo keine Figuren im üblichen Sinne ab, so dass man Mühe hat, den Tanz in Abschnitte zu zerlegen.
... Ähnlich wie bei der "echten" Mazurka ist auch hier die Haltung der Tänzer eine auffällig stolz gestraffte, was einen reizvollen Kontrast zu den rund ineinanderfließenden Bewegungsabläufen ergibt: das Bremsen der Laufschritte nämlich - durch die normalerweise eine raumgreifende Bewegung zustandekommen müsste - zu großer Zurückhaltung, ja, sogar Ortsgebundenheit, führt durch den Verzicht auf Weite im Raum - in der Horizontalen also - in der Vertikalen zu erhöhter Körperspannung.
Der Gewährsmann Hans Wichenthaler erzählte, dass beim Tanzen des Wicklers die Paare beinahe am Ort verblieben seien und dass es jedem Tänzer überlassen war, in welcher Reihenfolge er die Bewegungsabläufe aneinander setzte. Besonders gute Tänzer hatten ihre eigenen selbst erfundenen "Figuren", die sie unter die überlieferten zu mengen pflegten. Der Tanz hatte also teilweise improvisatorischen Charakter, nur ungeübte oder phantasielose Tänzer mussten sich an die überlieferten Figuren halten." (Ilka Peter: Salzburger Tänze, [2. Auflage, 1988?], S. 139)
"Sie haben g'wicklt, ganz ungebundene Figuren, wia's eah kemma is. Allweil aber nur vereinzelt, nia gruppenweis. Von Rechts wegen solltn s' bei die Figuren oana vom andern nix åhäga', sagte mir Georg Windhofer sen., als wir auf die alte Tanzweise im Salzburgischen zu sprechen kamen." (Richard Wolfram: Die Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa. Salzburg, 1951, S.183)
"Die Tanzweise des Hinterglemmer Wicklers versuchte ich im Laufe der Jahre herauszubekommen, ohne dass ich bereits völlige Sicherheit hätte. Möglicherweise ist nämlich die dortige Tanzart bereits ein Auflösungszustand, oder aber es handelt sich noch um eine freie Form, wo der Bursch in der Reihenfolge der Figuren nur wenig gebunden ist." (Richard Wolfram: Salzburger Volkstänze. In: Wiener Zeitschrift für Volkskunde. XXXVIII. Jahrgang 1933. Wien 1933, S. 93)
"Saalbacher Wickler. Aufgezeichnet in der Hinterglemm 1931 und 1932 von Dr. Richard Wolfram.
Die Erfragung und Aufzeichnung dieses Tanzes gestaltete sich insoferne ziemlich schwierig, als es nicht möglich war, in allen Fällen übereinstimmende Aussagen der verschiedenen Gewährsmänner zu erhalten. Dass der Tanz recht rasch gelaufen wird, bezeugt eine alte, nicht von Trachtenvereinen abhängige Tradition. Hingegen war die Tanzweise der Burschen zwar im selben Stil bleibend, aber doch recht wechselnd. Vor allem war die Figurenfolge individuell. Ich glaube, dass dies nicht bloß auf Rechnung einer Degeneration zu setzen ist, sondern dass hier der alte Zustand der 'freien Form' besteht. Meine Gewährsleute waren vorwiegend der jungen Generation entnommen, darunter die Burschen und Mädchen des Pfefferhofes, welche die musikalische Überlieferung besonderes gut pflegen. Aber auch die Altbauern versicherten, daß einst so getanzt worden sei." (Richard Wolfram: Saalbacher Wickler. In: Das deutsche Volkslied, 41. Jahrgang, 1939, S. 97)
"Die Dauer jeder Figur ist nicht genau begrenzt, etwa 4-6 Takte" (Richard Wolfram: Saalbacher Wickler. In: Das deutsche Volkslied, 41. Jahrgang, 1939, S. 97)
"8. Der Wickler oder Massulka."
Als Wickler wird im ganzen Pinzgau jener mehr oder minder figurenreiche Tanz bezeichnet, der dem Steirischen entspricht. Die Grundschrittart ist ein kurzschrittiger, schwebend ausgeführter Laufschritt. Dieser Wickler wird auch heute noch zeitweise von den Alten getanzt. Nach Aussagen des Gewährsmannes und seines Vaters bestand die Saalbacher Form des Wicklers nur aus 2 Figuren, die in steter Wiederholung getanzt wurden. Allerdings wurde früher das Tanzen durch Gstanzlsingen unterbrochen, wobei Schlagfertigkeit und Reimkunst zu höchster Geltung kamen. ...
Anmerkung: Die Jüngeren, die den Wickler zuweilen noch tanzen, flechten einige Figuren dazu, wie sie im übrigen Pinzgau üblich waren und sind, Konrad Weitlaner sen. aber sagt - wie schon früher erwähnt - , dass nur die einfache Figurenfolge getanzt wurde, wahrscheinlich eine Restform des früher einmal etwas längeren Wicklers, die von den Jungen nun wieder ausgestaltet wird." (Herbert Lager: Saalbacher Tänze. In: Das deutsche Volkslied, 43. Jahrgang, 1941, S. 7)
"... Bruchstücke des 'Wicklers' ..., welche ich in Altenmarkt bei Radstatt [sic] feststellen konnte. Vor sieben Jahren war einmal die Rede darauf gekommen, dass es in der Gegend gar keine alten Figurentänze gebe. Da stand der damals 80-jährige 'Heißteufel' auf und erklärte, dass er den 'Wickler' im Alter von 12 Jahren von seinem Vater gelernt hätte, der es wieder von seinem Großvater hätte. Mit der Neuhäuselwirtin zusammen tanzte er dann den Tanz. Leider ist der alte Mann seither abgestorben und ich konnte nur mehr Bruchstücke aus dem Gedächtnis derer, die damals zugegen waren, in Erfahrung bringen. Der allgemeine Eindruck war ein erstaunliches Drehen und Verwickeln der Arme, wobei man nicht erkennen konnte, wie er das zustande brachte. ... Heißteufel drehte sich immer, wickelte und flocht von Zeit zu Zeit eine Figur ein." (Richard Wolfram: Salzburger Volkstänze. In: Wiener Zeitschrift für Volkskunde. XXXVIII. Jahrgang 1933. Wien 1933, S. 95)
"Der Reiz des Tanzes liegt in seiner anmutigen Bewegtheit und im ständigen Bewegungsflusse! Nirgends darf der geringste Stillstand eintreten! Wenn er auch durch die Beschreibung, taktweise zerlegt, nur in Stücken gebracht werden kann, so ist es nun Sache der Ausführung, diese Stücke derart zusammenzusetzen, dass der Tanz unzerbrochen als ein Ganzes wirkt." (Ilka Peter: Tänze aus Österreich. Gesammelt und beschrieben von Ilka Peter. [Wien, 1947], S. 20)
Zum Namen
Eine Vielzahl von traditionellen- und Aufzeichnungs-Namen wird für diesen Tanz verwendet. Insbesondere in Salzburg ist Wickler mundartlich als Bezeichnung für konkrete derartige Tanzausführungen gebräuchlich. Davon ausgehend wurde der Name in der Volkstanzforschung für diesen Tanz empfohlen und verwendet, "da er nicht nur kennzeichnend, sondern auch 'farblos' ist, gleich einer technischen Bezeichnung" (Ernst Hamza: Der Ländler. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich ; 09, Band: 9, 1957, S. 46) und nicht an eine bestimmte Region gebunden wie etwa "Steirer".