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'''Takt 3-4:''' Fassung lösen. Tänzerin weiter Schwingschritte am Ort bis Takt 8. | |||
:Der Tänzer dreht mit vier Schritten eine halbe Rechtssdrehung zur Mitte, der vierte Schritt gestampft (1. Viertel Takt 4), dabei droht der Tänzer der gegenüberstehenden Tänzerin in trotziger Gebärde mit der Faust. | |||
'''Takt 5:''' Der Tänzer klatscht einmal in die eigenen Hände (1. Viertel) und wendet sich dabei links herum nach außen. | |||
'''Takt 6:''' Der Tänzer schlägt mit beiden Händen auf die Oberschenkel (1. Viertel). | |||
'''Takt 7:''' Der Tänzer schlägt mit den Händen wechselseitig (links, rechts, links) dreimal schnell und mit einer kleinen Verzögerung noch einmal rechts als Übergang zum Schlusssprung auf die Oberschenkel. | |||
'''Takt 8:''' Der Tänzer mit beiden Füßen Schlusssprung zur Tänzerin. | |||
'''Takt 1-8 Wdh.:''' Wiederholung Takt 1-8. | |||
'''Takt 9-24:''' Rechte Hände über dem Scheitel der Tänzerin in lockerem Fingerdrehgriff gefasst. | |||
:Die Tänzerin dreht mit Walzerschritten rechts beginnend vor dem Tänzer nach rechts in Tanzrichtung, je Takt eine halbe Drehung. | |||
:Der Tänzer folgt links beginnend mit Schleichschritten: | |||
:Schritt vor (1), anderen Fuß leicht angehoben an den Knöchel des Tanzbeines heranführen (2), Pause oder langsames, unbelastetes Weiterführen (3). | |||
'''Takt 9-24 Wdh.:''' Wiederholung Takt 9-24. Die Tänzerin dreht links. Am Schluss Takt 24 Wiederholung senkt der Tänzer die gefassten Hände auf die rechte Schulter der Tänzerin (Einfangen) zur Stellung nebeneinander. | |||
Der Tanz kann beliebig oft wiederholt werden. | |||
== Zum Tanz == | |||
Die Volkstänze des mittleren Schwarzwaldes werden meist als Oberab oder Obe'ra Tänze bezeichnet. Schriftdeutsch bedeutet Obe'ra „von oben herunter“. | |||
Der historische Hintergrund soll folgender sein: Ziemlich lange, vereinzelt bis in die zwanziger Jahre, bestand die Unterbekleidung der Frauentracht (ausschließlich) nur aus mehreren Unterröcken. In der Mitte des letzten Jahrhunderts wurden auch im Schwarzwald die Tanzformen immer lebhafter und die Drehbewegungen immer schneller. Zusammen mit den derben Späßen der Burschen (z. B. Röcke hochschlagen, hochheben der Mädchen usw.) und in dem Abhalten immer größerer öffentlicher Tanzvergnügen auf eigens dafür hergerichteten Bühnen, sah die Geistlichkeit einen Verfall von Sitte und Moral. Damit diesem Einhalt geboten werde, wurde die gesetzgebende weltliche Obrigkeit um Reglementierung ersucht. Verschiedentlich wollte die Geistlichkeit das Tanzen sogar ganz verbieten lassen. Hierzu zeigten die Regierungsstellen keine Neigung. Damit war grundsätzlich „von oben herab“ das Tanzen erlaubt. Bekannt sind lediglich örtlich begrenzte Reglementierungen zum Eindämmen der schlimmsten Auswüchse. | |||
Unter der Bezeichnung „'''Oberab Tänze'''“ werden somit die tolerierten Tanzformen des generell „von obe'ra“ erlaubten Tanzens verstanden. | |||
Aufgezeichnet wurde dieser „Oberab" von Prof. Johannes Künzig in Langenschiltach anfangs der dreißiger Jahre. Bei der Tanzpflege setzten sich zur ursprünglichen Aufzeichnung kleine Änderungen durch (bei Takt 3-4 gehen die Tänzer nicht mit vier Stampfschritten zur Mitte, bei Takt 7 waren drei Schenkelschläge links, rechts, links vorgeschrieben). Gruppen des Trachtengaues tanzen bei Takt 1-8 Wiederholung eine Variante mit Hochheben und Umsetzen der Tänzerin. Dies ist wohl auch der Pflege zuzuschreiben und soll als Besonderheit diesen Gruppen verbleiben. Der Teil mit der Drohgebärde hat keine Parallele zu anderen bekannten Tanzformen. Einzustufen ist dieser „Oberab“ bei den Ländlerformen. Es hält sich hartnäckig die etwas zweifelhafte Deutung, es handele sich bei diesem „Oberab“ um einen Drohtanz gegen Pfarrer und Obrigkeit. | |||
== Quellen == | |||
* [[AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze]], Unsere Tanzblätter 007 | |||
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* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/oberab.htm Zweistimmige Noten mit Bassbezifferung] | |||
* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/oberabgs.htm Griffschrift für Steirische Harmonika] | |||
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Aktuelle Version vom 27. September 2017, 13:23 Uhr
Langenschiltach, mittlerer Schwarzwald.
Ausgangsstellung
Paarweise im Kreis, zueinander, Tänzer Rücken zur Kreismitte. Rechte Hände gefasst, freie Hände eingestützt.
Schritte
Schwingschritt, Walzer, Schleichschritt.
Tanzbeschreibung
Takt 1-2: Tänzer und Tänzerin zwei Schwingschritte am Ort, rechts über links beginnend.
Takt 3-4: Fassung lösen. Tänzerin weiter Schwingschritte am Ort bis Takt 8.
- Der Tänzer dreht mit vier Schritten eine halbe Rechtssdrehung zur Mitte, der vierte Schritt gestampft (1. Viertel Takt 4), dabei droht der Tänzer der gegenüberstehenden Tänzerin in trotziger Gebärde mit der Faust.
Takt 5: Der Tänzer klatscht einmal in die eigenen Hände (1. Viertel) und wendet sich dabei links herum nach außen.
Takt 6: Der Tänzer schlägt mit beiden Händen auf die Oberschenkel (1. Viertel).
Takt 7: Der Tänzer schlägt mit den Händen wechselseitig (links, rechts, links) dreimal schnell und mit einer kleinen Verzögerung noch einmal rechts als Übergang zum Schlusssprung auf die Oberschenkel.
Takt 8: Der Tänzer mit beiden Füßen Schlusssprung zur Tänzerin.
Takt 1-8 Wdh.: Wiederholung Takt 1-8.
Takt 9-24: Rechte Hände über dem Scheitel der Tänzerin in lockerem Fingerdrehgriff gefasst.
- Die Tänzerin dreht mit Walzerschritten rechts beginnend vor dem Tänzer nach rechts in Tanzrichtung, je Takt eine halbe Drehung.
- Der Tänzer folgt links beginnend mit Schleichschritten:
- Schritt vor (1), anderen Fuß leicht angehoben an den Knöchel des Tanzbeines heranführen (2), Pause oder langsames, unbelastetes Weiterführen (3).
Takt 9-24 Wdh.: Wiederholung Takt 9-24. Die Tänzerin dreht links. Am Schluss Takt 24 Wiederholung senkt der Tänzer die gefassten Hände auf die rechte Schulter der Tänzerin (Einfangen) zur Stellung nebeneinander.
Der Tanz kann beliebig oft wiederholt werden.
Zum Tanz
Die Volkstänze des mittleren Schwarzwaldes werden meist als Oberab oder Obe'ra Tänze bezeichnet. Schriftdeutsch bedeutet Obe'ra „von oben herunter“.
Der historische Hintergrund soll folgender sein: Ziemlich lange, vereinzelt bis in die zwanziger Jahre, bestand die Unterbekleidung der Frauentracht (ausschließlich) nur aus mehreren Unterröcken. In der Mitte des letzten Jahrhunderts wurden auch im Schwarzwald die Tanzformen immer lebhafter und die Drehbewegungen immer schneller. Zusammen mit den derben Späßen der Burschen (z. B. Röcke hochschlagen, hochheben der Mädchen usw.) und in dem Abhalten immer größerer öffentlicher Tanzvergnügen auf eigens dafür hergerichteten Bühnen, sah die Geistlichkeit einen Verfall von Sitte und Moral. Damit diesem Einhalt geboten werde, wurde die gesetzgebende weltliche Obrigkeit um Reglementierung ersucht. Verschiedentlich wollte die Geistlichkeit das Tanzen sogar ganz verbieten lassen. Hierzu zeigten die Regierungsstellen keine Neigung. Damit war grundsätzlich „von oben herab“ das Tanzen erlaubt. Bekannt sind lediglich örtlich begrenzte Reglementierungen zum Eindämmen der schlimmsten Auswüchse.
Unter der Bezeichnung „Oberab Tänze“ werden somit die tolerierten Tanzformen des generell „von obe'ra“ erlaubten Tanzens verstanden.
Aufgezeichnet wurde dieser „Oberab" von Prof. Johannes Künzig in Langenschiltach anfangs der dreißiger Jahre. Bei der Tanzpflege setzten sich zur ursprünglichen Aufzeichnung kleine Änderungen durch (bei Takt 3-4 gehen die Tänzer nicht mit vier Stampfschritten zur Mitte, bei Takt 7 waren drei Schenkelschläge links, rechts, links vorgeschrieben). Gruppen des Trachtengaues tanzen bei Takt 1-8 Wiederholung eine Variante mit Hochheben und Umsetzen der Tänzerin. Dies ist wohl auch der Pflege zuzuschreiben und soll als Besonderheit diesen Gruppen verbleiben. Der Teil mit der Drohgebärde hat keine Parallele zu anderen bekannten Tanzformen. Einzustufen ist dieser „Oberab“ bei den Ländlerformen. Es hält sich hartnäckig die etwas zweifelhafte Deutung, es handele sich bei diesem „Oberab“ um einen Drohtanz gegen Pfarrer und Obrigkeit.
Quellen
- AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze, Unsere Tanzblätter 007
Noten
CD
Video
Aus AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze
Neben dem halboffiziellen Video der ArGe Baden-Württemberg gibts aber noch was aus der freien Wildbahn: traditionell von einem Auftritt aus Schwaben.
Und dann das interessanteste der drei: erstens hat es der Tanz bis in die USA geschafft; zweitens gibts eine gefälligere Version der Melodie, Blasorchester statt Akkordeon solo; und hoffentlich können zum Schluss genug Leute Englisch, denn der Mann am Mikro erzählt was vom 14. und 15.Jahrhundert. So alt dürfte die Melodie aber sicher nicht sein, sie erinnert im 1.Teil stark an die Alt-Berliner Moritat Mariechen war ein Frauenzimmer.